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Neues Feldkirchener Tor und Kavalier Heideck

Neues Feldkirchener Tor Kavalier Heideck

Da die alten Befestigungen im Jahre 1800 weitestgehend zerstört wurden, erhielten die Werke nach 1828 meist neue Bezeichnungen. Nur bei den Toren griff man auf die Traditionsnamen zurück: Waren es im Laufe von über 600 Jahren auch drei höchst verschiedene Gebäude, so betrat der Reisende aus Richtung Regensburg die Stadt immer durch ein/das Feldkirchener Tor. Dieses war benannt nach dem nur wenige Kilometer östlich gelegenen Dorf Feldkirchen, das mittlerweile eingemeindet wurde.
Festungen sind zwar reine Zweckbauten, aber es war ein alter Brauch in Europa, gerade die Tore aufwändiger zu gestalten und dabei auch Hinweise auf den/die Bauherren und/oder den/die Baumeister zu geben. Diese Information war für den fremden Besucher gedacht und deswegen erfuhr die Feldseite eine besonders schöne Gestaltung (hier durch Leo von Klenze), obwohl dort im Falle eines Angriffs eine weitaus stärkere Zerstörung zu befürchten war, als an der Stadtseite des Tores.
Als mittelalterliche Ritter dargestellt sind die beiden Baumeister der neuen Festung Michael von Streiter (links) und Peter von Becker. Auf ihren Schilden ist die Devise des Bauherren, König Ludwig I. von Bayern, „Gerecht und beharrlich“ verewigt. Die beiden Figuren wurden nach den Vorstellungen Klenzes durch den Bildhauer Ernst Mayer (1796– 1844), Professor an der Polytechnischen Schule München, geschaffen. Die Jahreszahl 1839 unter dem Großen Staatswappen verweist auf die Fertigstellung des Torbaues, wobei sich die künstlerische Fassadengestaltung bis 1840 hinzog.
Bei Belagerungen waren Tore besonders gefährdet, weil durch die bestehende Durchfahrt die Widerstandskraft des Hauptwalles in erheblichem Maße vermindert war. Ein Ausgleich wurde dadurch geschaffen, dass hinter den drei neuen Festungstoren, die unter Ludwig I. gebaut wurden, ohnehin ein Kavalier geplant war, dessen hohe Feuerkraft einen zusätzlichen Schutz gewährte.
Der Kavalier ist nach Generalleutnant Carl Wilhelm Freiherr von Heideck, genannt Heideggger (1787 – 1861) benannt, der sehr hohen Anteil daran hatte, dass man in Ingolstadt von den runden Festungswerken abkam und dem polygonalen System der Vorzug gegeben wurde. Heideck war auch bedeutender Maler und Graphiker, gerade seine Darstellungen aus den Napoleonischen Kriegen sind schon deshalb von hohem dokumentarischen Wert, weil er die Ereignisse meist als Augenzeuge miterlebt hatte.